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Besuch der blinden Frau Stein im Differenzierungskurs Biologie (Jahrgang 10)

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Am Dienstag, den 17.06.2025, besuchte uns im Zusammenhang mit dem Thema Augen und Tastsinn die von Geburt an blinde Frau Stein, die uns ausführlich erzählte, wie sie damit lebt.

Wir als Bio Diff-Kurs machten uns im Vorfeld schon Gedanken und sammelten Fragen, die uns interessierten. Am Dienstag berichtete sie uns sehr viele spannende Dinge in Bezug auf ihr Leben mit Blindheit und beantwortete alle unsere Fragen. Frau Stein erzählte, dass sie seit der Geburt mit dem Grauen Star diagnostiziert ist und nur insgesamt 2% sieht. Anfangs konnte sie gar keine Farben sehen, doch mit Hilfe einer Operation im Kindesalter ist dies nun möglich. Anschließend sprach sie auch über ihre Familiensituation. Frau Stein ist mit einem ebenfalls blinden Mann verheiratet und zusammen zogen sie einen gemeinsamen Sohn groß. Während der Erziehung war sie mit vielen Anfeindungen konfrontiert und musste sich sehr viel anhören, wie zum Beispiel, wie sie es denn moralisch vertreten könne, dass ihr Sohn mit zwei blinden Eltern aufwächst und dass eine Erziehung so gar nicht richtig möglich sei. Sie kann nur dazu sagen, dass sie das gemeinsam mit ihrem Mann toll geschafft hat. Zudem berichtete sie auch, dass ihr Sohn den beiden schon als Kind unterbewusst entgegengekommen ist und einfach "gespürt" hat, wie stark er selbst mithelfen muss. Hinzu kommt auch, dass sie und ihr Sohn oft durch ein Band verbunden waren, welches geholfen hat, ihm viele interessante Dinge wie beispielsweise das Schlittschuh fahren beizubringen.

Danach erzählte Frau Stein uns auch, wie sie im Alltag zurecht kommt. Sie benutzt zum Beispiel beim Einkaufen ein extra Scangerät, welches ihr alles zu dem Produkt vorliest, wenn sie den QR-Code scannt. Ebenfalls sehr wichtig ist das Handy mit der Funktion " Voice Over". Dadurch kann sie sich einfach alles von ihrem Smartphone vorlesen lassen und so war sie auch überhaupt in der Lage, die Fragen zu "lesen" und sie zu beantworten. Außerdem hat sie einen Blindenstock, um besser draußen zurecht zu kommen. Aber die zwei wichtigsten Dinge, die ein Blinder aus ihrer Sicht benötigt, sind der Tastsinn und das Gehör. Das Gehör braucht sie, um Anweisungen anwenden zu können oder auch um bestimmte Geräusche zu hören, die ihr im Alltag einfach sehr helfen. Der Tastsinn ist besonders wichtig, um sich Dinge vorstellen zu können oder Herausforderungen zu meistern. Am Ende faszinierte Frau Stein uns mit ihrer Fähigkeit, so schnell wie wir lesen zu können, nur eben in der sogenannten Brailleschrift. Das ist die Blindenschrift, die aus 6 Punkten besteht, aber jede verschiedene Kombination einen anderen Buchstaben, eine andere Zahl oder ein anderes Satzzeichen darstellt.

Nach den sehr vielen interessanten Informationen durften wir nun selber an 4 Stationen ausprobieren, wie es sich anfühlt, blind zu sein. An der ersten Station konnten wir uns die Augen verbinden und mussten von einem Partner per verbaler Kommunikation geführt werden. Wir durften sogar den Blindenstock benutzen und das war wirklich sehr spannend auszuprobieren. Als nächstes konnten wir uns ein wenig mit der Brailleschrift vertraut machen und probieren, selbstständig kurze Texte zu lesen. Danach folgte eine Station, bei der wir uns ziemlich auf unseren Tastsinn verlassen mussten. Wir sollten nämlich mit verbundenen Augen probieren, verschiedene Verpackungen oder Gegenstände zu erraten. Zum Schluss konnten wir uns noch von Frau Stein etwas vorlesen lassen und sie zeigte uns, wie man mit der Stenomaschine, einer Schreibmaschine für Brailleschrift, umgeht und schrieb von jedem von uns noch seinen Namen in der 6-Punktschrift.

Abschließend kann man nur sagen, dass es eine sehr schöne und spannende Erfahrung als Abschluss zu unserem Unterrichtsthema war. Man konnte sehr viele neue Informationen sammeln und auch mit Hilfe der Stationen ein ungefähres Gefühl dafür bekommen, was es bedeutet blind zu sein. Als Kurs hat uns am meisten fasziniert, wie Frau Stein ihren Sohn großgezogen hat und wie schnell und sicher sie vorlesen kann, vor allem weil man auch nochmal an den Stationen gemerkt hat, wie schwer sowas ist, wenn man nichts sieht.

Nika Kretschmer (10b)