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Die AG "Gegen das Vergessen: Sinti und Roma in Gelsenkirchen - Gestern, heute und morgen

Im Rahmen der AG „Gegen das Vergessen: Die Geschichte der Sinti und Roma in Gelsenkirchen – gestern heute und morgen“ stand am heutigen Freitag, 11.10.2019, ein Besuch des Archivs des Instituts für Stadtgeschichte in Gelsenkirchen auf dem Programm. Mit der AG wollen sich Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 unter der Leitung von Herrn Schattka und Herrn Heiland für den diesjährigen Margot-Friedländer-Preis bewerben. Bei diesem Preis handelt es sich um eine bundesweite Ausschreibung der Schwarzkopf-Stiftung. Dahinter steht der Gedanke: „Mit dem Margot-Friedländer-Preis werden Jugendliche dazu aufgerufen, sich mit dem Holocaust, seiner Überlieferung und Zeugenschaft in interaktiven Projekten auseinanderzusetzen und sich gegen heutige Formen von Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung einzusetzen.“ (Zitat der Internetseite der Schwarzkopf-Stiftung zur Ausschreibung des Margot-Friedländer-Preis)

Rosa Böhmer – ein „Zigeuner“-Mädchen aus Gelsenkirchen-Buer

Eine von vielen Quellen.

Im Mittelpunkt der Arbeit der AG steht beispielhaft für die vielen von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Sinti und Roma die Familie Böhmer und ihre Tochter Rosa. Rosa Böhmer wurde recht früh aus ihrer Familie genommen, kam in ein Kinderheim und wurde von einer Familie adoptiert, bei der sie einige Zeit leben durfte. Doch bereits im Alter von 10 Jahren wurde sie der Pflegefamilie entrissen, deportiert und – wie alle anderen Mitglieder der Familie ebenfalls – im KZ Auschwitz ermordet. Um weitere Informationen über das kurze Leben der Rosa Böhmer zu erhalten und sich anhand historischer Quellen ein Bild von Rosa Böhmer, ihrer Familie und den Sinti und Roma in Gelsenkirchen machen zu können, suchten die Schülerinnen und Schüler das Archiv auf. Dort wurden sie von der Mitarbeiterin des Archivs, Frau Dr. Sabine Kittel, begrüßt. Frau Kittel hatte im Vorfeld den Archiv-Bestand gesichtet und eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen aufbereitet, mit denen die Schülerinnen und Schüler arbeiten konnten. Beeindruckt von der Fülle der Quellen, aber auch von dem, was die Schülerinnen und Schüler aus den Quellen in Erfahrung bringen konnten, ging es in die Auswertung und Aufarbeitung des Materials. Im Anschluss tauschten sich die Schülerinnen und Schüler aus und skizzierten den weiteren Verlauf ihrer Arbeit nach den Ferien.

In den kommenden Monaten wird ein Interview am MPG mit dem Vorsitzenden des Rats der Sinti und Roma stattfinden. Geplant ist ebenfalls ein Interview mit dem letzten lebenden Zeitzeugen, einem ehemaligen Klassenkameraden von Rosa Böhmer. Aus den Recherchen und Zeitzeugen-Interviews wird gegen Ende des Jahres in Kooperation mit dem Institut für Stadtgeschichte in Gelsenkirchen eine Gedenktafel für Rosa Böhmer und ihre Familie entworfen, aufgestellt und eingeweiht. Diese wird um einen QR-Code erweitert, um Interessierten die Möglichkeit zu geben, mehr über das Leben der Familie zu erfahren. Im Anschluss werden die Schülerinnen und Schüler der AG eine Dokumentation erstellen, die – je nach Entscheid der Jury des Margot-Friedländer-Preis – in größerem oder kleinem Rahmen vorgestellt werden soll. Das Ziel ist es, nicht nur auf das Schicksal der Sinti und Roma im „Dritten Reich“ aufmerksam zu machen und sie ein Stück weit aus dem Vergessen herauszuholen, sondern auch zu schauen, wie heutzutage mit Sinti und Roma in der Gesellschaft umgegangen wird und Denkanstöße zu geben, wie wir alle miteinander umgehen können. Gerade im Hinblick auf aktuelle Diskussionen und Ereignisse hat sich gezeigt, wie wichtig eine derartige Aufarbeitung ist.

M. Heiland