Mathematikbegeisterte zu Besuch bei der Gaußvorlesung in Bochum
von MH
 
  
  Unter dem Titel "Gauß in Bochum" lud die Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV) und die Fakultät für Mathematik der Ruhr-Universität Bochum am 29. Oktober in das O-Werk, ehemaligen Werksgebäude von Opel, was nun Teil eines neuen Technologiecampus der RUB ist, und gab allen Mathematik-Interessierten die Gelegenheit, zwei Vorträge namhafter Mathematiker live zu erleben.
Und so machten sich Gizem, Hendrik und Tudor aus der EF, sowie Gina, Tim, Mustafa und Leon aus der Q1 gemeinsam mit Herrn Hendler und Herrn Stein auf nach Bochum, um dem Ruf der Mathematik zu folgen. Vor Ort trafen wir mit Lion Prusak, Benedikt Müller und Lina Pieczonka auch drei ehemalige MPG-Schüler:innen, die mittlerweile an der RUB Mathematik bzw. Physik studieren.
 
  
  Der Nachmittag begann neben einer live Jazz-Performance mit einigen Reden unter anderem des Rektors der RUB und des Präsidenten der DMV. Die Deutsche Mathematik-Vereinigung zeichnet auch jedes Jahr Abiturient:innen aus, die besondere Leistungen im Fach Mathematik erbracht haben. Anschließend wurde der prestigeträchtige Karven-Preis als Ehrenpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft in der EU arbeitender Mathematiker:innen für hervorragende wissenschaftliche Leistungen verliehen.
Highlights der Veranstaltung waren aber zweifelsohne die Vorträge der beiden Vortragenden. Zunächst hielt James L. Green, der Weltraumphysiker und ehemalige Chef-Wissenschaftler der NASA, einen Vortrag zum Thema "The Search for Life Beyond Earth". Darin erläuterte er auf beeindruckende Weise, wie die NASA nach Leben auf anderen Planeten sucht und welche Anzeichen es dafür in unserem Sonnensystem geben könnte. Da Green ein wesentlicher Bestandteil des Forschungsteam war, dass den Mars-Rover Curiosity entwickelte und zum Mars schickte, gab er in seinem Vortrag einen besonderen Einblick in die Suche nach Leben auf dem Mars und zeigte sich sehr optimistisch, dass es in den nächsten Jahrzehnten gelingen dürfte, den Beweis für Leben auf dem Mars zu finden. In der anschließenden Fragerunde, ging er dann noch auf viele Fragen der Gäste ein, unter anderem, welche Bedingungen für komplexes Leben, wie das menschliche erfüllt sein müssten.
 
      
  
  Der zweite Vortrag des Abends wurde von Helmut Hofer gehalten, einem sehr renommierten deutsch-amerikanischen Mathematiker und Professor in Princeton, der von 1889-1993 auch Professor an der Ruhr-Universität in Bochum war. Hofer gilt als Begründer der sogenannten symplektischen Topologie, einem Forschungsgebiet, das Mathematik und Physik miteinander verbindet und dabei hilft, Strukturen und Bewegungen in komplexen Räumen besser zu verstehen – etwa Planetenbahnen. Hofer hielt einen Vortrag über "Floer's Jungle". Dieser beruhte auf dem wissenschaftlichen Wirken des Mathematikers Andreas Floer, der in den 1980er ebenfalls unter anderem in Bochum an seinen Ideen arbeitete, die später zu der nach ihm benannten Floer Homologie wurden. In seinem Vortrag gab Hofer einen Einblick in die Bedeutung von Löchern für Floer-Homologien und erzählte insbesondere, wie skeptisch weite Teile der mathematischen Forschungskreise waren, als Floer in den 1980ern seine Ideen publizierte. Die große Bedeutung seiner Theorien wurde teilweise erst posthum ersichtlich, da Andreas Floer sein von Depressionen geprägtes Leben viel zu früh bereits im Alter von nur 34 Jahren auf tragische Weise beendete. Hofers Vortrag verband auf beeindruckende Weise das Leben Floers mit den mathematischen Grundgedanken seiner Theorie und den Innovationen, und ging dabei durchaus tief in die Materie ein.
Unsere MPG-Mathebegeisterten durften also einen tollen Nachmittag und Abend mit großartigen Vorträgen aus dem Bereich der Mathematik erleben und bei Jazz-Einlagen und guter Verköstigung über mathematische Ideen fachsimpeln.
Von M. Stein
